• S1 / HS

  • Höhlen im Sand
    Kleintiere am Wegesrand

    Vielleicht sind sie gerade gar nicht zu sehen hier an dieser Stelle oder an den sandigen kleinen Abbrüchen dieses Heideweges: die 4-8 mm großen Eingangsöffnungen der Schlupf-, Weg- und Grabwespen und der Sandbienen mit den kleinen gelbsandigen Auswurfhäufchen davor.

    Aber selbst dann lohnt es sich, zwischen April und Oktober hier am Wegrand ein­ mal für eine Viertelstunde still zu verwei­len. Man wird vor allem bei warmem Wetter und etwas Glück verschiedene Mitglieder der hier ansässigen Lebensgemeinschaft bei ihrem Tun beobachten können, wie verschiedene Netz und Laufspinnen im Heidekraut und am Bo­den, kleine Raupen von Nachtfaltern, schwarze und goldglänzende Laufkäfer, Grashüpfer und Ameisen und eben auch unsere Schlupfwespen, die hier ihre Jagd­ und Wohnplätze haben. Sie leben einzeln, graben sich Bruthöhlen (nur die Weibchen nach der Begattung) und holen sich Rau­pen und Spinnen in die Brutkammer, wo auch die Eiablage erfolgt. Dann wird die Kammer von außen verschlossen.

    Durch den Stich der Wespe nur gelähmt, kann die Beute nicht verwesen und dient den nach wenigen Tagen schlüpfenden Larven der Wespen als Nahrung bis zur Verpuppung. Aus der Puppe befreit sich dann die nächste Gene­ration der Wespen.

    Alle diese Weg-, Grab-­ und Schlupfwespen sind wichtige Glieder für die jeweilige Le­bensgemeinschaft; aus der Sicht des Menschen oft auch mit der ökolo­gisch fragwürdigen Be­zeichnung "Schädlings­bekämpfer" charakteri­siert. Es lohnt sich, sie auch in unseren Gärten zu fördern.

    Das gleiche gilt übrigens auch für die Spinnen, die ausnahmslos räuberisch leben und mit oft erstaunlich hoher Be­siedlungsdichte auf allen Ebenen des jeweiligen Pflanzenbewuchses mit vie­len Arten vertreten sind. Unglaubliche Mengen von Blattläusen, Mücken und Fliegen gehen ihnen in die Netze.
    Nur im Mai ist hier ein weiteres auffälli­ges Insekt zu beobachten: der Ölkäfer oder Maiwurm. Er stellt ein schönes Bei­spiel dar für die oft komplizierten Abhängigkeiten und Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen Tieren und Pflanzen. Schwerfällig kriechen dann hier die bis zu 4 cm langen blau­ schwarzen, walzlichen flugunfähigen Tiere über die sandigen Wege. Die Weib­chen graben Löcher in den Heidesand und legen dort ihre Eier ab. Die Larven selbst verlassen nach dem Schlüpfen ihre Erdhöhlen, kriechen an Blütenpflanzen empor und müssen von dort von Erdbie­nen/Sandbienen in deren Nester ver­schleppt werden. Erst hier vollenden sie parasitär ihre Entwicklung. Im Mai kann man dann hier in günstigen Jahren Hun­derte dieser Käfer beobachten.

    Bild 1: Brutfürsorgeverhalten einer Grabwespe
    (a) das Weibchen hat eine Erdhöhle gescharrt und verschließt sie;
    (b) es erbeutet eine Raupe, lähmt sie und trägt sie zur Bruthöhle (c);
    (d) die Beute wird in die Höhle gezerrt und ein bis mehrere Eier an dem Tier abgelegt.
    (e) das Weibchen verschließt die Höhle und beginnt den Bau ei­ner neuen Bruthöhle.

    Bild 2: Laufkäfer: Sie sind sehr wählerisch hin­ sichtlich ihrer Lebensräume, wenig da­gegen, was die räuberisch erbeutete Nah­rung betrifft.

    Bild 3: Wegwespen-Weibchen beim Verlassen ih­rer Brutröhre (oben) und im Eingang ver­harrend (unten). Sie wird nach erfolgreicher Jagd bald mehrere gelähmte Spinnen ein­ tragen.

    Bild 4: Ölkäfer-Weibchen